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Spartan Beast – Erfahrungsbericht vom Spartan Race

Am 07.09.2019 nahm ich am Spartan Beast Rennen in Oberndorf teil. Hier ein kleiner Erfahrungsbericht dazu. Eigentlich kann man diese Erfahrung gar nicht in Worte fassen aber ich möchte es trotzdem versuchen, damit ihr einen kleinen Einblick bekommt, wie so etwas abläuft.

Das es hart sein würde davon ging ich aus aber welch eine Herausforderung da auf mich zukam, das konnte ich nicht erahnen. Obwohl ich meine Kollegen und Freunde, die daran schon zuvor schon teilgenommen haben, im Vorfeld interviewte, gab es mir nur eine vage Vorstellung wie das Rennen wirklich abläuft. Im Nachhinein muss ich zugeben, dass man dabei gewesen sein muss um sich wirklich vorstellen zu können wieso ein Spartan Race Beast abläuft und wie sehr man dabei gefordert ist und an seine Grenzen gehen muss.

Das mag jetzt für den einen oder anderen abschreckend klingen. Ich bin jedoch der Meinung, dass jeder ab und zu seine Komfortzone verlassen sollte, um sich besser kennenzulernen und weiterzuentwickeln. Möglichkeiten gibt es dafür viele. Es muss ja nicht gleich ein Spartan Race Beast sein.

Aber nun wieder zurück zum Rennen. Fangen wir beim Wetter an.  Am Renntag zeigte es sich wohl von einer für die Jahreszeit extrem unfreundlichen Seite.

 

Spartan Beast Oberndorf

Strömender Regen beim Start des Spartan Beast

Es war das 1. September Wochenende und der 1. größere Kaltlufteinbruch des Sommers erwischte uns heftig. Auch schon die Tage davor regnete es in Strömen und dementsprechend nass und schlammig war das Gelände auf der ganzen Rennstrecke.

Regen an sich wäre ja noch nicht einmal so sehr das Problem, aber dazu gesellten sich auch noch äußerst kühle Temperaturen. So hatte es beim Staat in etwa 7°C bei strömendem Regen und am höchsten Punkt des Rennens auf knapp 1500 Metern unterhalb des Kitzbüheler Horns gab es Schneeregen.

Die Stimmung war trotzdem genial. Am Start wurde gemeinsam aufgewärmt und mit motivierender der Musik auf das Rennen eingestimmt. Dazu kam noch der obligatorischer Spartaner Kampfschrei: „Aroo“

Vor Beginn des Rennens machte ich mir noch sorgen, dass ich aufgrund des Regens durchgehend mit nasser Kleidung laufen müsste und mich dadurch eventuell verkühlen könnte. Spätestens 10 Meter nach dem Start erwies sich meine Sorge auf Grund des schlechten Wetters als vollkommen unbegründet, denn da galt es die erste Wassergrube zu überwinden.

„Das heißt egal ob Regen oder nicht, ich wäre so oder so ab diesem Hindernis durchgehend nass gewesen.“

Deswegen weisen die Veranstalter auch darauf hin, enge und wasserabweisende Kleidung zu tragen am besten Kompressionshorts und Shirts. Eine weite Hose oder ein Baumwoll T-Shirt würden wie ein nasser Fetzen am Körper hängen bleiben und eine Zusatzlast, auf die man bei diesem Bewerb wirklich verzichten kann, darstellen.

Nach dem Wassergraben gab es eine der wenigen etwas längeren Laufstrecken in normalem Gelände, sprich auf einer Forststraße. Es ging etwa ein bis eineinhalb km auf der Forststraße leicht bergauf bis wir zu einem Steinbruch kamen. Dort musste für etwa 150m durch brusttiefes Wasser gewatet bzw . auch kurz geschwommen werden. In dem trüben Wasser lagen auch einige große Felsblöcke, die man nicht sehen konnte, welche ein zusätzliches durchaus ein Hindernis darstellten. Als nächstes galt es in etwa 20 Kilogramm schwere Steinkugeln 100 Meter durch schottriges Gelände zu tragen.

Kurz darauf folgte die erste offizielle Hürde (d.h. wenn man sie nicht schafft, heißt es 30 Strafburpees zu machen…) Es war das Seilklettern. Normalerweise eine meiner Lieblingsdisziplinen. Dieses Seil war aber auf Grund des Regens und des Schlammes, den die vor mir gestarteten Läufer am Seil von ihren Füßen abwischten derart rutschig, dass ich überhaupt keine Chance hatte.

Damn it – Gleich beim ersten Hindernis 30 Strafburpees… Der Spartan Beast begann gleich suboptimal 🙁

Da es für mich ja der erste Spartan Bewerb überhaupt war, wusste ich nicht so recht wie das ablief. Es befand sich aber neben dem Hindernis ein Offizieller vom Rennen, der einem beim Burpee machen zusah.  Außerdem wurde alles mit der Kamera gefilmt. Also es gibt kein durchschummeln und mit weniger Burpees davonzukommen. Das sollte aber sowieso keine Option darstellen.

Echte „Spartaner“ schummeln nicht. – „Aroo“

 

Dieser ehrliche Ansatz gefällt mir an sich sehr gut. Denn Fairness steht bei mir nicht nur im Sport ganz oben bei meinen Tugenden!  Wenig später nachdem ich einen 20 Liter Wasserkübel mit Kies befüllen und durch den Steinbruch schleppen musste wartete das nächste offizielle Hindernis.

 

Die Monkey Bars standen an. Es galt über eine etwa 10m lange Monkey Bar (waagrechte Sprossenwand in etwa 2,5m Höhe) durchzuhanteln, ohne dabei den Boden zu berühren. Eine Übung die mir normal auch sehr liegt. An diesem tag war aber alles anders. Auch diese Hürde war extrem hart, vor allem weil auch hier jeder Griff, jede Stange, extrem rutschig war.

Bei diesem Hindernis ließ ich mich aber nicht abschütteln und kämpfte mich bis zur Glocke, die man erreichen musste damit das Hindernis als bestanden gilt. Das gab Hoffnung für alles was noch bevorstand!

Spartan Beast Oberndorf

Monkey Bars

 

Nach den Monkey Bars folgte eine längere Laufstrecke. Wobei ich sagen muss, dass ich niemals zuvor durch so ein Gelände gelaufen bin. Ich kam mir vor wie in diesen Vietnam Kriegsfilmen oder bei Rambo. Wir liefen mehrere Kilometer durch einen Bach. Am Anfang dachte ich mir, dass ich mir bei jedem Schritt den Knöchel brechen würde.

Aller Skepsis zum Trotz ging es einigermaßen gut und ich fing später auch zum Laufen an. Es machte mir dann sogar richtig Spaß. Kaum zu glauben…Nach dem Bach ging es durch dichten Wald wo sich Schlamm und Wurzelwerk bzw. Gestrüpp abwechselten. Dann kamen mit kurzen Laufunterbrechungen wieder einige Hindernisse auf mich zu.

Bei diesen folgenden Hürden kam ich überall zur ernüchternden Erkenntnis, dass ich mich anscheinend viel zu wenig spezifisch auf die Hindernisse vorbereitet hatte.

Egal ob, Kletterwandtraverse, verschiedene Durchhantelübungen. Ich scheiterte überall kläglich und für die 30 Strafburpees brauchte ich jedes Mal länger. Beim ersten Mal noch weniger als 2 Minuten…Nur bei den Übungen wo es keine Strafburpees gab, wie zum Beispiel Stahlkette tragen oder Holzwand überqueren war ich schnell unterwegs und meisterte sie ohne Probleme. (Anzunehmen, dass das die leichteren Hindernisse waren, da es keine Strafen gab ? )

 

Spartan Beast Oberndorf

20kg Stahlkette tragen

 

Der Lauf ging weiter, im strömenden Regen führte die Strecke durch anspruchsvollstes Gelände auf und ab. Es musste durch Kanalrohre gekrochen und immer wieder in Bächen gelaufen werden. Dann ging es über einen längeren Zeitraum ausschließlich bergauf. Ich fühlte mich richtig gut und überholte beim Laufen wieder jede Menge Teilnehmer.

Plötzliche aber eine Schrecksekunde. Ich lief in vollem Tempo über einen kleinen Holzsteg, der als Brücke zum Überqueren eines Baches diente. Da passierte es…

Eine kleine Unachtsamkeit und ich rutschte aus und fiel mit meinem linken Knie auf einen größeren Stein. Als ich aufstand schmerzte mein Knie sehr und ich sah eine offene Wunde, aus der es stark blutete. Im ersten Moment dachte ich schon, ich müsste aufgeben. Denn der Schmerz war wirklich groß und irgendwie konnte ich mein Bein auch nicht mehr so ganz strecken.

Das war in etwa bei km 12 von 22. Also so ca der Halbzeit. Nicht der ideale Zeitpunkt um humpelnd und mit Schmerzen ein Rennen durchzukämpfen. Dafür lag noch zu viel der Strecke vor mir.

Aber ich wollte es zumindest probieren. Aufgeben ist nicht mein Ding!

Spartaner geben außerdem auch nicht auf! „Aroo“

 

Dann joggte ich locker weiter und zum Glück wurde es besser oder zumindest das Adrenalin half den Schmerz zu unterdrücken. Die Strecke wurde immer steiler und die nächsten Hindernisse nicht einfacher…Damit ihr eine Idee habt: Gewichtsschlitten ziehen, senkrechte 3m Wand überqueren, 30kg Baumstamm tragen standen am Programm.

Spartan Beast Oberndorf

30kg Baumstamm tragen

Jetzt kam aber etwas auf das ich mich für den Spartan Beast vorbereitet hatte. Wir standen vor einer Tafel und mussten uns ein Wort, was für mich wie ein griechischer Gott klang, mit jeweils vier Ziffern davor und danach merken.

„Ich musste mir folgendes merken: 8987axantilaos2674“

Von jetzt an wiederholte ich diese Kombination aus Zahlen und Buchstaben ständig in meinem Kopf. Dann kam wohl eines der kräfteraubendsten Hindernisse des ganzen Tages. Wir hatten einen mindestens 20kg schweren Sandsack eine steile Skipiste in etwa 400 Höhenmeter bergauf bis fast aufs Kitzbüheler Horn und wieder bergab zu tragen.

Nicht nur das große Gewicht stellte eine Herausforderung dar, sondern vor allem die unhandliche Form dieses Sacks. Ich probierte diverse Positionen aus, links geschultert, rechts geschultert, am Nacken. Aber egal in welcher Position, es war äußerst unbequem und drückte sehr auf die Schultern, den Hals und den Rücken. So musste ich die Trageposition regelmäßig wechseln.

 

Sandsack tragen

Den Sandsack abgelegt ging es für erstmals seit langem wieder für einige Zeit ohne Hindernisse eine Forststraße bergab bis auf einmal zwei Spartan Rennbetreuer da standen und mich nach der 1  Sunde davor zu merkender Nummer und dem Wort fragten.

Ich war etwas nervös und mir nicht mehr ganz sicher, ob das was ich noch in meinem Kopf hatte wohl stimmte. Sehr viel Zeit war inzwischen vergangen und der Fokus musste für ganz andere fordernde Aufgaben her.

Irgendwie schaffte ich es anscheinend mir die richtige Kombination zu merken, denn als ich den Officials die Zahl sagte, ließen sie mich weiterlaufen, was sie bei anderen Athleten neben mir nicht taten.

An zwei weiteren Checkpoints etwas später im Rennen wurde ich noch einmal danach gefragt und mein Gedächtnis blieb standhaft. Eine der wenig Prüfungen, die ich am heutigen Tage meisterte. Glücklicherweise meisterte ich diese, denn meine Kraft vor allem im Oberkörper war nach den vielen Hindernissen und Strafburpees schon fast am Ende

Es ging weiter bergab und weitere Hindernisse wie eine Slackline Überquerung und ein Speerwurf (den gab es auch schon zuvor am Kitzbüheler Horn), wo der Speer in einem Strohballen stecken bleiben musste an, standen an. Mein Speer traf zwar das Ziel, blieb aber nicht stecken und auch bei der Slackline (eigentlich eine Stärke von mir…) scheiterte ich.

 

Die Burpees wurden von Mal zu Mal härter…

 

Zum Glück lag nicht mehr viel vor mir, ich hörte schon die Musik im Zielgelände und nach einer Überquerung der reißenden Kitzbüheler Ache, erreichte ich es auch. Die Erleichterung war groß, denn ich nahm an das Rennen geschafft zu haben. Das es man im Zielgelände noch einmal alles geben musste, wusste ich zu dem Zeitpunkt natürlich nicht. Mehrere Hindernisse, mit weiteren unzähligen Strafburpees standen an.

Bei den letzten Strafburpees war ich kaum noch in der Lage diese zu machen. Ich brauchte für die 30 Stück weit mehr als 5 Minuten und zum Schluss sahen sie glaube ich nicht mehr zu 100% korrekt aus. Da waren die Spartan Strafrichter aber gnädig mit mir…

Ich sah mich ein weiteres Mal schon fast im Ziel, bis kurz vor der Zielgerade für ca 50m unter einem in etwa 40cm Höhe horizontal gespannten Stacheldrahtzaun durchgekrochen werden, musste. Das forderte noch einmal den letzten Funken Energie von mir und war vor allem auch für die Psyche ein Herausforderung.

Spartan Race

Völlig am Ende mit meinen Kräften beim Kriechen unter dem Stacheldrahzaun kurz vor dem Ziel

 

Wenig später war ich dann dort. Auf der Zielgerade des Spartan Beast, auf der es nur noch den Firejump, also den Sprung über das Feuer gab. Ich mobilisierte alle meine Kräfte, sprang voller Erleichterung mit einem Freudenschrei über die Flammen und überquerte die Ziellinie.

Geschafft! Ich kann mich jetzt offziell Spartaner nennen ?

 

Hindernislauf Oberndorf

Mit einem Freudenschrei beim Zielsprung über die Flammen!

 

Im Zielbereich wurde mir eine Alu Notfallsdecke ausgehändigt, mit der ich mich dann unverzüglich eindeckte. Es regnete nämlich noch immer und die Temperaturen waren sehr kühl. Als ich noch im Rennen war ging es ja aber im Ziel als ich stehen blieb war mir mit meiner nassen Kleidung und völlig abgekämpft sofort sehr kalt. Zum Glück gab es an der Ziellabestation eine warme Suppe. Nach zwei Tassen ging ich aber auch gleich zur Dusche. Was ich natürlich nicht wusste, die Dusche war eiskalt…

 

„Die kalte Dusche aus dem Gartenschlauch muss wohl zum Gesamterlebnis gehören hab ich mir gedacht…“

 

Übrigens am Ende erreichte ich mit einer Zeit von 3h 51min den 6. Platz in meiner Altersklasse und das mit nur 30 Sekunden Rückstand auf den 4. Hätte ich mir nicht gedacht als Rookie. Darauf bin ich wirklich stolz.

 

 

Wie ich mich auf die sportliche Herausforderung Spartan Beast vorbereitet habe, erfährst du im nächsten Blogbeitrag!

 

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