Das spezielle am Ironman ist, dass man sich relativ lange für nur einen Tag vorbereitet. Viele machen den Ironman überhaupt nur einmal im Leben. Selbst unter den Topathleten nur wenige öfters im im Jahr.
So bekommt dieser Tag natürlich eine besondere Bedeutung. Wenn man Kurzdistanz Triathlet ist, hat man viele Wettkämpfe im Jahr. Als Fußballspieler fast wöchentlich ein Spiel. Tennisspieler kommen sowieso oft auf mehrere Matches pro Woche. Das heißt, wenn es mal nicht so läuft, hat man bald wieder die Möglichkeit es besser zu machen. Bei einem Ironman kommt die nächste Möglichkeit normalerweise nicht so bald.
Training bei jedem Wetter
Trainiert habe ich bei jedem Wetter. Im Winter standen jedoch oft Skitouren anstatt Radtrainings am Programm. Aber auch in dieser Jahreszeit habe ich fast jede Woche zumindest einmal eine Trainingsausfahrt mit dem Rad gemacht. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt kann man sich noch so dick anziehen und es wird einem trotzdem kalt. Ich hatte zumeist mehrere Schichten und an den Händen zwei paar Handschuhe an. Zurück im Warmen konnte ich meine Finger danach trotz dieser dicken Bekleidung für einige Zeit nicht mehr spüren.
Im launischen Mai ist es einmal vorgekommen, dass ich auf einer 150km langen Ausfahrt ab km 60 bei strömenden Regen und Blitz und Donner unterwegs war. Eine Genussausfahrt schaut anders aus. Da dachte ich einige Male daran mich abholen zu lassen. Dann habe ich es aber doch durchgezogen. Aufgegeben wird schließlich nur ein Brief. Bei km135 blieb mir aber nichts anderes übrig als einen kurzen Stopp in einer öffentlichen Toilette in Reifnitz zu machen um meine Hände am Handtrockner zu wärmen. Sie waren auf Grund der Nässe und des Fahrtwindes so kalt geworden, dass ich beinahe nicht mehr die Bremsen betätigen konnte.
Diese Ausfahrt habe ich fast als härter in Erinnerung als den Ironman selbst. Wahrscheinlich auch, weil da niemand am Straßenrand stand um mich anzufeuern, sondern ich mich durchgehend selbst weiter antreiben musste um die Strecke wieder zurückzuradeln und vor allem auch um meinen Körper mit dem treten in die Pedale zu erwärmen.
Langsame Fortschritte – Gut Ding braucht Weile
In den einzelnen Disziplinen habe ich den Fortschritt beim Schwimmen langsamsten erlebt. Da führte ich zu Beginn des Trainings, im Oktober, einen 800m Test durch und habe ihn nach drei Monaten regelmäßigen Trainings wiederholt.
Das Ergebnis war eine Verbesserung von 5 Sekunden und von 17 Minuten auf 16:55. Da war ich zuerst schon kurz etwas niedergeschlagen und hab mir gedacht, wenn das so weitergeht wird das nichts mit dem 3,8km Schwimmen.
Dann hab ich mir aber wieder gedacht: „Denke nicht an das heutige Ergebnis. Gib einfach weiter in jedem Training alles und arbeite hart an dir!“ Harte Arbeit zahlt sich immer aus und irgendwann kommt die Belohnung und man sieht Verbesserung. Die ist dann auch je näher der Ironman herangerückt ist, auch gekommen.
Es war dann ein gutes Gefühl zu sehen, dass etwas weitergegangen ist.
Ein Ironman ist wie großes Projekt oder ein Hausbau. Ein Haus wird auch nicht von heute auf morgen gebaut. Man muss sehr sehr Viele Bausteine und anderes Material zusammenbauen, damit es zum fertigen Endprodukt kommt. Und man braucht vor allem Geduld.
Die braucht man in den langen Einheiten die zum Teil 6-8 Stunden am Stück dauerten aber auch in der gesamten Vorbereitung, die sich bei mir beim ersten Ironman über ca 10 Monate gezogen hat.
Der erste Triathlon zwei Monate vor dem Ironman
Um zumindest einmal das Wechseln in Rennatmosphäre zu üben, machte ich einen Probewettkampf. Meinen ersten Triathlon überhaupt. Diesen absolvierte ich beim Austrian 1/2 Iron Triathlon am Röcksee.
Es war eine Mitteldistanz, also ein halber Ironman. Die Anfangsnervosität verging als der Startpfiff ertönte. Ab ins Wasser und los geht’s. Ich fühlte mich zwar nicht richtig wohl aber nach einiger Zeit fand ich meinen Rhythmus und konnte die erste Hürde mehr oder weniger problemlos meistern. Erste Herausforderung war dann der Ausstieg aus dem Wasser. Nach ca 30min in der Horizontalen war mir nach dem Aufstehen in die senkrechte Position richtig schwindelig und ich musste mich kurz festhalten um nicht umzufallen. Später erfuhr ich, dass das durchaus öfters vorkommt…
In der Wechselzone bereite mir das ausziehen des Neoprens dann doch mehr Schwierigkeiten als erwartet. (Einfetten der Haut soll da helfen…) Richtig kompliziert wurde es aber als ich meine Socken anziehen wollte. Meine Hände waren dermaßen kalt und gefühllos, dass ich meine Socken kaum anbekam. Ich brauchte dafür wahrscheinlich 2min. Als ich dann endlich bei den Radschuhen war, waren alle mit mir gleichzeitig in die Wechselzone gekommenen Athleten schon längst wieder draußen.
Ich ließ ich nicht beirren und stieg etwas verspätet auf mein Rad. Jetzt beginnt das Rennen sagte ich mir. Denn Radfahren und Laufen sind definitiv meine zwei stärkeren Disziplinen beim Triathlon. Beim Radfahren konnte ich dann Rang um Rang gut machen. Ich war wirklich überrascht in welchem Tempo ich die Strecke meistern konnte (Wettkampf ist doch etwas anderes als Training)
Beim Laufen ging es so weiter. Ich überholte wieder sehr viele Athleten. Psychologisch war es vielleicht gar nicht so schlecht, dass ich beim Schwimmen und beim 1. Wechsel etwas langsamer war. Denn ab dem Zeitpunkt überholte Sportler um Sportler, was sich natürlich gut anfühlte. Jedenfalls besser, als wenn ich nach dem Schwimmen von vielen überholt worden wäre.
Am Ende war es eine super Premiere aber ich war schon froh, das Wechseln und ein paar andere Dinge die einen Triathlon so ausmachen, vor dem Ironman zumindest einmal erlebt zu haben.
Ein Jahr Vorbereitung für einen Tag
Am 26.06.2016 war es dann soweit. Mein 1. Start bei einem Ironman und mein zweiter Start bei einem Triathlon überhaupt stand an. Fast ein Jahr Vorbereitung für nur einen Tag lag hinter mir. Den Wettkampf habe ich, so komisch es auch für einige klingen mag, größtenteils genossen. Die Atmosphäre war einfach super und sehr motivierend. Während des Rennens habe ich, bis auf kurz vor dem Ende, nie ans Ziel gedacht sondern einfach nur die Stimmung aufgesaugt.
Vor dem Rennen habe ich mir auch gesagt: „Du hast alles in deiner Macht stehende getan und dich gut vorbereitet. Freu dich auf das Rennen und schau was kommt! Das wird schon klappen! Wenn nicht, dann kann ich mir auch nichts vorwerfen! “
Während des Wettkampfs dann hat es mich jedes Mal, wenn ich jemanden unter den Zuschauern gesehen habe, den ich gekannt habe, sehr gefreut und weiter angetrieben.
Meine Gedanken haben mich auch nie belastet und ich habe auch ganz gut abschalten können. Ich habe im Rennen nie zu weit nach vorne geschaut. Das hätte mich nur belastet. Geholfen hat mir dabei auch, dass mich mein Körper nicht im Stich gelassen hat. Bis auf eine kurze Phase des langsameren Laufens bzw. Gehens zwischen km 30 und 36 auf der Laufstrecke, konnte ich während des gesamten Wettkampfs ein höheres Tempo gehen als ich es mir erwartet habe.
Auf den letzten 5km hat mich die Stimmung dann so richtig ins Ziel getragen und die Finishline war sowieso der reinste Wahnsinn. Ein unglaubliches Gefühl, wenn man so etwas einmal als Hobbysportler erleben darf.
Danke an alle, die damals gekommen sind um mich anzufeuern. Insbesondere meine Danke nochmals an meine Partnerin, meine Familie, meinen Freunde und meine Kollegen vom Verein Tennishelden!
Fazit:
Der Ironman ist eine große sportliche Herausforderung, die mit einigem zeitlichen Aufwand und der nötigen Konsequenz, auch von Hobbysportlern machbar ist. Die Vorbereitung braucht allerdings auch ein sehr gutes Zeitmanagement und viel Verständnis von Partner, Freunden und Familie. Mein Zeitmanagement konnte dadurch sicher auch verbessert werden
Durch die Vorbereitung lernt man viel über seinen Körper kennen und insbesondere für mich als Trainer war die Erfahrung sehr lehrreich. Die Zusammenhänge von Training, Ernährung und Regeneration konnten gut am eigenen Leibe gespürt werden. Und das zählt immer noch mehr als jedes Lehrbuch.
Der Wettkampf ist natürlich eine größere körperliche Belastung und man sollte sich danach einige Zeit nehmen, um sich vollständig davon zu erholen. Sonst läuft man Gefahr sich verletzen oder krank zu werden
Das Training hingegen wirkt sich, wenn richtig gesteuert, auf den Körper, die Fitness und auch auf das Immunsystem sehr positiv aus. In den Jahren, an denen ich beim Ironman teilnahm, war ich praktisch nie krank.
Habe ich mein Ziel erreicht? Mein Hauptziel war es, am Tag darauf als Trainer wieder im Einsatz sein zu können, und mich mit meinen Kunden beim Training körperlich zu bewegen. Auch wenn ich einen ziemlichen Muskelkater hatte, war das möglich, und darauf bin ich stolz. Was wiederum zeigt, dass ich mich gut vorbereitet habe.
Zeitlich war ich bei meinem 1. Antreten sowieso mit knapp über 10h weit schneller als erwartet.
Würde ich es wieder machen? Ja (Ich hab noch einmal teilgenommen) Ob es eine weitere Teilnahme geben wird weiß ich allerdings noch nicht.